• And the Oscar goes to …

      Sonntag, Lauftag, heute laufe ich später los, als sonst, man darf auch mal herumtrödeln. Nichtsdestotrotz fasse ich den Entschluss, heute soll ein längerer Lauf rauskommen, mir ist danach. Bis zum See begegnen mir nur Hundegassigänger, ein Husky läuft mit mir um den See, dann pfeift ihn sein Herrchen oder Frauchen zurück, schade, mit Hund laufen macht Spaß. Am Donauuferweg dann Läufer, viele Läufer und alle, ich schwöre alle, in neongelben oder neonpinken Jacken. Die Achtziger lassen grüßen. Ich laufe über das Wehr, heute bin ich raffiniert und werde meine Strecke mal andersherum laufen. Mein Weg führt mich durch die Friedrichsau, ein paar Ruderer auf der Donau begleiten mich. Doch…

  • Drachenflug

      Als wir loslaufen, ist er noch weit oben am Himmel. Das Rauschen seines Fluges ist nicht zu hören, ich sehe ihn nur einmal kurz, als er seinen Rachen aufreißt und ein Feuersturm aus seinem Maul bläst. Ich erkenne ihn, weil er oft da ist, dabei habe ich ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, noch nie in seine funkelnden Augen geblickt, wirklich nah ist er mir also noch nie gekommen. Und trotzdem, ich fühle, wenn er da ist, oft wird mir dann eng und ich bekomme schlecht Luft, das ist ein Zeichen für seine Anwesenheit. Als wir loslaufen, spüre ich, dass er bereits näher kommt, er hält noch…

  • Von Emporkömmlingen …

    „Ich hatte Angst, dass du mich nicht mehr erkennen würdest, aber nun bin ich es, die dich nicht mehr erkennt.“ – „Was sagst du da?“, ich bleibe stehen, schaue um mich, niemand da außer mir, also hat er mich gemeint. Heute war ich das erste Mal ganz alleine auf dem Münsterturm. Also ich bin schon öfter alleine hochgestiegen, aber heute bin ich niemandem dabei begegnet. Niemand hat mich überholt, als ich die Stufen hinaufgelaufen bin, niemand war oben, als ich in alle Richtungen hinuntergeschaut habe und beim Absteigen hat sich auch niemand an mir vorbeigedrängt, ich habe noch nicht einmal den Hall anderer Schritte vernommen. Eigenartigerweise wird es mir beim…

  • Begegnung mit Hilda

    Ich bin heute losgelaufen, in eine andere Richtung als sonst üblich, das mach ich zur Zeit oft. Es gefällt mir, ich bin neugierig auf andere Wege. Jedenfalls hatte ich mir Feldwege ausgesucht, die nicht nur schneebedeckt, sondern stellenweise auch spiegelglatt vereist waren. Der Einfachheit halter bin ich dann zwar auf das Feld und den Tiefschnee ausgewichen, aber nachdem ich zweimal in meiner Unaufmerksamkeit ob des Weges so weggerutscht bin, dass ich dachte, jetzt fatzt gleich ein Band, bin ich dann schließlich doch auf die freigeräumten und mit Salz bombardierten Radwege ausgewichen. Und so bin ich das erste Mal zu Fuß in den benachbarten nicht in Richtung Stadt liegende Ort gelaufen,…

  • Mut. Immer.

    Zur Zeit sind manche Läufe für mich Orientierungsläufe. Obwohl, das stimmt nicht ganz, denn ich laufe „nur“ hinterher, werde geführt, muss den Weg also gar nicht kennen, nicht entscheiden, ob ich an jener Kreuzung links oder an jener Gabelung bergauf oder bergrunter laufe. Und genau das ist es, was mich eigentlich gerne mal stresst, nicht zu wissen, wohin es geht, über was für Wege, ob es Anstiege gibt, wie lang die Strecke sein wird, wie schnell wir laufen werden. Inzwischen aber habe ich es geschafft, diese Anspannung abzulegen und empfinde es sogar als angenehm, also nicht immer, aber doch ab und an, und ich bekomme Sicherheit in das, was ich…