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Rutschpartie
Ich hab dem Impuls noch niemals nachgegeben, aber gespürt habe ich ihn schon öfter. Unterschiedlich stark, ab und an leise rufend, mitunter brüllend gar in meinen Gehörgängen, so laut sogar, dass ich manchmal die Finger in die Ohren stecken musste, um das Geschrei einigermaßen zum Schweigen zu bringen. Wenn ich im Mittelgang des Münsters stehe, meinen Blick nach oben in Richtung Orgel schicke oder entgegengesetzt den Altar suchend, dann würde ich alles gerne auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten. Ich würde mich gerne auf den weiß-braunen Boden des Mittelschiffs legen, die Kühle des Boden an meinem Rücken spüren, gleichzeitig fühlen wie der Boden mich hält, meinen Kopf trägt, darauf…
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Kitsch-as-Kitsch-can
Jedes Jahr wieder kommt es mir so vor, dass die Weihnachtsbeleuchtung der Kaufhäuser, die vielen Lichterketten an den Häusern und auf den Büschen und Bäumen, die Lichterbögen in den Fenstern der Wohnungen, die flackernden Laternenkerzen vor den Haustüren und selbst die Straßenlaternen mit jedem Tag, den es auf Heiligabend zugeht heller strahlen. Deshalb ist es ganz wunderbar zwei Tage vor Heiligabend durch die Dunkelheit zu laufen und hinauf zu laufen, an Stellen, an denen man hinunterschaut auf die Stadt. Das Zelt des Weihnachtszirkus ist zu erkennen, das Donautal, auf so manchem Dach steht ein Weihnachtsbaum, die Straßen schlängeln sich wie pulsierende Feuerwürmer zwischen den Häusern, das Münster erhebt sich…
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Gedankenstrich
Seit ein paar Wochen hab‘ ich einen neuen Stift. Ich hatte ihn mir im letzten halben Jahr immer wieder angeschaut, ihm in die Augen gestarrt und mit ihm geliebäugelt, ich hab ihn in der Hand gehalten, dabei jedesmal ein paar farblose Probestriche gemacht, auf einem DINA8-Blöckchen, das genau zu diesen Testzwecken an der Seitenstrebe des entsprechenden Verkaufsregals befestigt ist. Um eine Linie allerdings schwungvoll tanzen zu lassen, ist der Block einfach viel zu klein und der Tatsache geschuldet, dass er auch noch fast senkrecht am Regal befestigt ist und diese Ausrichtung so gar nicht zu meiner Handhaltung passt, nicht wenn ich schreibe und nicht wenn ich zeichne, war ich…
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Seele muss laufen
Wenn es an einem Ersten-Advent-Sonntag bei 3°C stürmt und regnet, dann ist die Versuchung groß, nach dem Weckerklingeln um halb acht, zum Handy zu greifen, eine fadenscheinige Ausrede in den Display zu tippen, gemäß „Du, es kratzt mich irgendwie im Hals, ich glaube, ich lass das heute lieber sein, sei mir nicht böse“, diese an die Lauffreundin zu schicken, sich im Bett nocheinmal umzudrehen und den geplanten längeren Lauf, auf den man sich gestern noch so riesig gefreut hat, sausen zu lassen. Aber da mich alleine schon bei diesem Gedanken aus unterschiedlichen Gründen ein schlechtes Gewissen plagt, stehe ich brav auf, zünde mir das erste Kerzlein am Adventskranz an, esse…
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Gedankenaustausch
Sie packt mich am Rocksaum, zieht daran. Ich schieb‘ ihre Hand weg. „Lass das gefälligst“, mit einem Ruck dreh ich mich zu ihr um. Sie kichert, dreht ihren Kopf, schaut um sich, dann beugt sie sich vor. „Bleib doch mal stehen, ich hab dich schon so oft hier geseh’n.“ „Ja“, sag ich, „kann schon sein. Ich komm‘ immer mal wieder.“ „Zu mir kommst du aber nie“. „Warum auch“, sag‘ ich. Langsam atmet sie aus, macht ihren Mund rund und pustet mir ins Gesicht. „Boh, was soll das denn nun?“ Wieder erklingt ihr helles Gegecker, fliegt an die Decke empor, hangelt sich durch die Gewölbe, um kurz darauf, an den Rillen…