Marie und das Ulmer Münster

  • Zufluchtsort – Seelort

    Seelenorte können Menschen sein, auch Marie hat solche Menschen, aber es können auch Orte sein. Für Marie ist es das Ulmer Münster mit seinem hohen Kirchturm, von dem es sich so wunderbar in die Ferne blicken und träumen lässt. Und natürlich gibt es viel zu erzählen von und mit dem Münster und Marie.

  • Leuchten geht auch ohne Licht

    Seit einigen Wochen ist es nun so, das Münster wird nicht mehr beleuchtet. Der Turm, das Eingangsportal bleiben bei Nacht dunkel. Es ist ungewohnt, wenn man es schon immer anders kennt. Steht man direkt davor, ist es fast so, als wenn nicht nur die Kirche und der Turm durch die fehlende Beleuchtung vereinsamen, sondern auch der davor liegende Münsterplatz und irgendwie die ganze Stadt. Mittlerweile jedoch liebe ich die Schatten, die neu durch die Dunkelheit entstehen. Es sind besondere Schatten, sie entstehen ohne Licht. Und ich habe einen ganz simplen Weg gefunden, das Münster leuchten zu sehen auch nachts. Einfach ziemlich weit weg gehen, so dass man über die abgemähten…

  • Halbhoch

    Nur etwas über die Hälfte kann man derzeit das Ulmer Münster erklimmen. Nur bis zu dem Punkt, ab dem es schließlich nur noch eine einzige Treppe nach oben zur Turmspitze gibt. Käme einem jemand von oben oder von unten entgegen, dann würde es nicht mehr möglich sein, Abstand zu halten. Notgedrungen käme man sich im kurzen Augenblick des Vorübergehens nahe. Nicht erlaubt aktuell. Ich merke, wie ich es zunehmend vermisse. Nur zu gerne würde ich ganz bis nach oben gehen, würde von dort die Sonne aufgehen sehen und bis zu den Bergen schauen. Viel zu sehen, verscheucht die Unsicherheit, in die Weite zu blicken, bringt Ruhe, die Augen am Horizont…

  • Wollen. Lieben. Sein.

    „Sag mal, wird dir nicht schwindelig, so hoch oben oder hast du dich einfach schon an die Aussicht gewöhnt?“ „Naja, gefragt hat man mich jedenfalls nicht, als man mich damals hier hinauf verfrachtet hat. Mittlerweile geht es, es weht mir ja immer ein frischer Wind ums Gesicht, das vertreibt den Schwindel, den ich tatsächlich nach all den Jahren immer noch manchmal verspüre.“ „Du magst es nicht wirklich, hier zu sein, oder?“ „Was du immer für Fragen stellen kannst. Ich habe meinen Platz hier oben oder nirgendwo sonst“. „Ich würde dich gerne streicheln, aber du bist so weit weg, ich komme nicht hin zu dir, ich würde fallen“. „Ist auch besser…

  • Wenn ich vom Fliegen höre …

    Da sitze ich nun also, Platz habe ich genommen Irgendwo zwischen Himmel und Bodenlosigkeit, Die Füße auf Stein, Die Schwingen nur zaghaft entfaltet an meinen Schultern. Dunkelheit kriecht heran, Von unten bricht sie auf, Nicht wie man vielleicht denken sollte Von oben herab. Im Oben ist es immer länger hell. Besonderen Worten vom Fliegen, Lausche ich, Vielleicht auch vom Fliehen, Vom Sichdavonmachen, von Belastlosigkeit. Das kenn‘ ich. Entbrennen heißt den Halt verlieren, Auch davon weiß ich, Dem flirrenden Leerlauf der Schwerkraft entkommen, Ebenso der lauernden Mutlosigkeit. Vielleicht wird sich mein Rücken falten wie bei Gesche, Wennn ich es nicht schaffe, Zu scheu, zu gläsern, zu verschwunden. Worte zum Banner, Meine…