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Keine Kleinigkeiten
Ich habe einen Blick für Details, andere würden vielleicht sagen, es sind Kleinigkeiten, die mich oft anpacken, unwichtig in ihrer Bedeutung. Mit Absicht mache ich das nicht, meine Wahrnehmung scheint so zu funktionieren, zumindest manchmal. Vielleicht ist es aber auch Unkonzentriertheit oder Langeweile, die mich überkommt, wenn ich des großen Ganzen überdrüssig werde. Ich kann im Kino sitzen und einen ganzen Film über darauf warten, dass ein Schauspieler ein bestimmtes Wort nocheinmal sagt, weil es mir, als er es das erste Mal ausgesprochen hat, so gut gefallen hat, sei es der Klang der Wortes ansich, sei es die Färbung seiner Stimme, mit der er nah an mich herangetreten ist und…
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Zweifelnde Zeit
Seit ein paar Tagen, um genau zu sein, seit letztem Wochenende fühlt sich das Laufen anders an. Es ist, als muss ich mehr Atem holen, als sei er flach geworden und egal wie tief und wie fest ich einatme, es ist, als ob ich nicht mehr genug Luft in meine Lungen bekomme, klingt es doch mehr wie ein schreckhaftes Keuchen, das durch meinen Körper geht. Es ist als, ob ich es auf einmal nicht mehr schaffe, die Qual und die Pein, die die Menschheit sich selbst zufügt, beiseite zu stoßen. In meinem Kopf türmen sich grauenvolle Bilder, meine Hände sind kalt und mein Herz zittert. Die Realität erscheint…
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Mit bleierne Mine gegen bleierne Zeit
Schon immer bin ich Bleistiftschreiberin, Bleistiftzeichnerin, Bleistiftkritzlerin, Bleistiftliebhaberin eben. Und dabei meine ich ausschließlich Holzbleistifte, die also, die man spitzen kann, die sich sozusagen aufbrauchen in ihrem Tun und ihrem Dasein. Ich besitze unzählig viele davon. Es befinden sich schlichte Unlackierte in meiner Sammlung, aber auch Quietschebunte mit Glitzer, sogar einen mit einem Swarowski-Kristall hab‘ ich. Wo ich den herhabe, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich hab ich ihn mal geschenkt bekommen, irgendwann. Natürlich hab ich auch Bleistifte, die an ihrem oberen Ende einen kleinen runden Radiergummi aufgeklebt haben. Aber die mag nicht und deshalb benutze ich sie auch nicht. Sie liegen mir ungut in der Hand. Der Schwerpunkt ist zu…
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Sehnsucht malt Farben
Durch die Dunkelheit zu laufen, ist wie sich durch stehengebliebene Zeit zu bewegen oder durch einen nichtvorhandenen Raum. Ich laufe voran, ich spüre, wie meine Füße den Boden berühren, fühle wie die Sohlen meinen Körper wieder abdrücken, wie ich für einen Moment fliege, nehme wahr, wie ich vom Fleck komme, aber meine Augen sind zur Blindheit gezwungen, sehen nicht, wohin ich meine Schritte setze, erahnen den Untergrund manchmal nur. Und es scheint eigentlich auch gar nicht wichtig. Ich trage eine Stirnlampe, wenn ich durch die Dunkelheit laufe. Ich trage sie nicht für mich – habe ich doch das Gefühl, ich muss gar nichts sehen, könnte genauso gut die Augen einfach…
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Vom Ausschauhalten
Würde jemand die Photosammlung auf meinem Rechner durchstöbern, dann würde ihm eines mit Sicherheit auffallen. Die Photos sind einigermaßen ordentlich abgelegt, Jahr für Jahr, Kategorie für Kategorie. Er würde feststellen können, dass alles nach einem System beschriftet ist, Jahreszahl und Monat am Anfang, Name mit Inhaltshinweis danach. Man findet sich zurecht, so könnte man sagen. Bei näherem Betrachten würde diesem Jemand vielleicht auch auffallen, dass es nicht jede Kategorie auch im darauffolgenden Jahr wieder gibt. So gibt es die Kategorie „Masten“ zum Beispiel nur in den Jahren 2012 und 2013, die Kategorie „Schilder“ hält sich immerhin schon über die letzten vier Jahren. Aber der rote Faden durch meine Photographiesammlung, das…