Marie bloggt

  • Kitsch-as-Kitsch-can

      Jedes Jahr wieder kommt es mir so vor, dass die Weihnachtsbeleuchtung der Kaufhäuser, die vielen Lichterketten an den Häusern und auf den Büschen und Bäumen, die Lichterbögen in den Fenstern der Wohnungen, die flackernden Laternenkerzen vor den Haustüren und selbst die Straßenlaternen mit jedem Tag, den es auf Heiligabend zugeht heller strahlen. Deshalb ist es ganz wunderbar zwei Tage vor Heiligabend durch die Dunkelheit zu laufen und hinauf zu laufen, an Stellen, an denen man hinunterschaut auf die Stadt. Das Zelt des Weihnachtszirkus ist zu erkennen, das Donautal, auf so manchem Dach steht ein Weihnachtsbaum, die Straßen schlängeln sich wie pulsierende Feuerwürmer zwischen den Häusern, das Münster erhebt sich…

  • Gedankenstrich

      Seit ein paar Wochen hab‘ ich einen neuen Stift. Ich hatte ihn mir im letzten halben Jahr immer wieder angeschaut, ihm in die Augen gestarrt und mit ihm geliebäugelt, ich hab ihn in der Hand gehalten, dabei jedesmal ein paar farblose Probestriche gemacht, auf einem DINA8-Blöckchen, das genau zu diesen Testzwecken an der Seitenstrebe des entsprechenden Verkaufsregals befestigt ist. Um eine Linie allerdings schwungvoll tanzen zu lassen, ist der Block einfach viel zu klein und der Tatsache geschuldet, dass er auch noch fast senkrecht am Regal befestigt ist und diese Ausrichtung so gar nicht zu meiner Handhaltung passt, nicht wenn ich schreibe und nicht wenn ich zeichne, war ich…

  • Seele muss laufen

    Wenn es an einem Ersten-Advent-Sonntag bei 3°C stürmt und regnet, dann ist die Versuchung groß, nach dem Weckerklingeln um halb acht, zum Handy zu greifen, eine fadenscheinige Ausrede in den Display zu tippen, gemäß „Du, es kratzt mich irgendwie im Hals, ich glaube, ich lass das heute lieber sein, sei mir nicht böse“, diese an die Lauffreundin zu schicken, sich im Bett nocheinmal umzudrehen und den geplanten längeren Lauf, auf den man sich gestern noch so riesig gefreut hat, sausen zu lassen. Aber da mich alleine schon bei diesem Gedanken aus unterschiedlichen Gründen ein schlechtes Gewissen plagt, stehe ich brav auf, zünde mir das erste Kerzlein am Adventskranz an, esse…

  • Zweifelnde Zeit

        Seit ein paar Tagen, um genau zu sein, seit letztem Wochenende fühlt sich das Laufen anders an. Es ist, als muss ich mehr Atem holen, als sei er flach geworden und egal wie tief und wie fest ich einatme, es ist, als ob ich nicht mehr genug Luft in meine Lungen bekomme, klingt es doch mehr wie ein schreckhaftes Keuchen, das durch meinen Körper geht. Es ist als, ob ich es auf einmal nicht mehr schaffe, die Qual und die Pein, die die Menschheit sich selbst zufügt, beiseite zu stoßen. In meinem Kopf türmen sich grauenvolle Bilder, meine Hände sind kalt und mein Herz zittert. Die Realität erscheint…

  • Mit bleierne Mine gegen bleierne Zeit

    Schon immer bin ich Bleistiftschreiberin, Bleistiftzeichnerin, Bleistiftkritzlerin, Bleistiftliebhaberin eben. Und dabei meine ich ausschließlich Holzbleistifte, die also, die man spitzen kann, die sich sozusagen aufbrauchen in ihrem Tun und ihrem Dasein. Ich besitze unzählig viele davon. Es befinden sich schlichte Unlackierte in meiner Sammlung, aber auch Quietschebunte mit Glitzer, sogar einen mit einem Swarowski-Kristall hab‘ ich. Wo ich den herhabe, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich hab ich ihn mal geschenkt bekommen, irgendwann. Natürlich hab ich auch Bleistifte, die an ihrem oberen Ende einen kleinen runden Radiergummi aufgeklebt haben. Aber die mag nicht und deshalb benutze ich sie auch nicht. Sie liegen mir ungut in der Hand. Der Schwerpunkt ist zu…