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Wenn die Welt einmal untergehen sollte, dann ziehe ich nach Wien …
Fast das ganze letzte halbe Jahr bin ich alleine durch die Gegend gerannt, um nun wiederum ganz alleine inmitten zehntausender Menschen am Start vom Vienna-City-Marathon zu stehen. Ein wirklich sehr krasser Gegensatz. Es ist saukalt, als ich in meinem Startblock stehe, 6°C vielleicht, dazu ein wirklich mieser unangenehmer Wind. Im Radio haben sie vorhin von Windgeschwindigkeiten von bis zu 70 km/h gesprochen. Alle frieren und bibbern vor sich hin, ich auch. Neben mir steht ein Franzose mit einem T-Shirt vom Iron Man Hawai. Ich nehme ihm es ab, dass er tatsächlich dort war, er sieht danach aus. Ich bin nervös. Das zurückliegende Laufjahr war ein ätzendes Jahr, zumindest was den…
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Stairway to heaven
Wenn es in mir laut ist, laufe ich dorthin, wo es leise ist, also in den Wald, ans Wasser. Der Plan für heute war zwar ursprünglich ein anderer gewesen, aber egal. Und doch fängt mir nach einer Weile, eigentlich ganz bald schon, das äußere Gegenstück zu meiner inneren Aufruhr zu fehlen. Die Stille, das Vogelgezwitscher, meine eigenen gleichmäßigen irgendwie einschläfernden Schrittgeräusche auf dem Kiesweg nerven mich. Heute wäre ich in der richtigen Verfassung, einen Lauf durch die Schwäbische-Alb-Stuttgart-21-Tunnelbaustelle bei Baubetrieb zu machen, um am anderen Ende der Röhre dann hoffentlich tiefenenstpannt ausgespuckt zu werden. Um meinen Kopf zum Schweigen oder wenigstens zum Anhalten zu bringen, krame ich mein Handy aus…
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Grabrede
Nachts sind ihre Körper besonders laut, es scheint als brauchen sie die Dunkelheit, um in meinem Kopf aufzuwachen. Vielleicht schallt es aber am Tage auch einfach nur zu laut um mich herum und in mir drin sowieso. Mit aller Kraft werfen sie sich an meine Schädeldecke, nehmen Anlauf und versuchen den Knochen zu durchbrechen oder das Trommelfell zu zerschreien. Manchmal sind es ganz viele auf einmal und ich werde ganz wirr davon. Es ist wie inmitten eines Bienenschwarms, in dem man das einzelne Summen nicht mehr orten kann. Alle auf einmal wollen sie zu mir, wollen, dass ich sie erhöre, sie wahrnehme, die Arme um sie schmiege und ihren…
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Dies sind die Abenteuer des Raumschiff Enterprise
Das Laufjahr ist so halbwegs geplant, die Einheiten werden länger, und weil mich vor allem im Sommer die Hitze quält, also zumindest dann, wenn ich laufen will, nicht unbedingt wenn ich im See schwimme oder im Biergarten sitze, besitze ich nun einen superduper Trinkrucksack, der mich fortan davor bewahren wird, japsend mit hochrotem Kopf ausgetrocknet am Wegesrand zu stranden. Sieht profimäßig aus, macht mich jedoch noch lange nicht zu einem. Im Prinzip ist diese Art Equipment sogar ein bisschen peinlich, nicht bei anderen, eher bei mir – ich habe extra die Farbe schwarz gewählt, weil ich hoffe, dass er dadurch quasi unsichtbar wird – aber egal, das Teil ist gekauft,…
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Wo fängt dein Himmel an?
Auch richtig große Dinge kann man berühren, mit Händen umschließen, die Fingerspitzen darüber wandern lassen, auf dem Arm tragen, und dann passen sie schließlich ins eigene Herz.