Marie bloggt
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Nebel sammelt sich in der Tiefe
Nebulöser Freitagslauf mit einer schwebenden Badeinsel am See, Bärlauchduft in der Halde, aufgebuddelten Fußwegen, einer wütend klingelnden Straßenbahn, einer ersten Phase kurzer Orientierungslosigkeit, einem Mann, der mir den Weg zeigt, einem Tretrollerfahrer, der mich mit mindestens 100km/h überholt, einem Pony, das in die durchbrechende Sonne blinzelt und die Unterlippe von mir gekrault bekommen möchte – ich schwöre, es hat mich darum gebeten – , einem umwerfenden Ausblick aufs Münster, so dass ich am liebsten für immer dort stehen geblieben wäre, ein paar Häuschenschnecken, die ich über die Straße tragen muss, einem Knusperhexenhäuschen ohne Hexe, einem Graffiti, das mich fragend zurücklässt – „Mach dir keinen Kopf, es sei denn du willst…
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And the Oscar goes to …
Sonntag, Lauftag, heute laufe ich später los, als sonst, man darf auch mal herumtrödeln. Nichtsdestotrotz fasse ich den Entschluss, heute soll ein längerer Lauf rauskommen, mir ist danach. Bis zum See begegnen mir nur Hundegassigänger, ein Husky läuft mit mir um den See, dann pfeift ihn sein Herrchen oder Frauchen zurück, schade, mit Hund laufen macht Spaß. Am Donauuferweg dann Läufer, viele Läufer und alle, ich schwöre alle, in neongelben oder neonpinken Jacken. Die Achtziger lassen grüßen. Ich laufe über das Wehr, heute bin ich raffiniert und werde meine Strecke mal andersherum laufen. Mein Weg führt mich durch die Friedrichsau, ein paar Ruderer auf der Donau begleiten mich. Doch…
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Drachenflug
Als wir loslaufen, ist er noch weit oben am Himmel. Das Rauschen seines Fluges ist nicht zu hören, ich sehe ihn nur einmal kurz, als er seinen Rachen aufreißt und ein Feuersturm aus seinem Maul bläst. Ich erkenne ihn, weil er oft da ist, dabei habe ich ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, noch nie in seine funkelnden Augen geblickt, wirklich nah ist er mir also noch nie gekommen. Und trotzdem, ich fühle, wenn er da ist, oft wird mir dann eng und ich bekomme schlecht Luft, das ist ein Zeichen für seine Anwesenheit. Als wir loslaufen, spüre ich, dass er bereits näher kommt, er hält noch…
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Begegnung mit Hilda
Ich bin heute losgelaufen, in eine andere Richtung als sonst üblich, das mach ich zur Zeit oft. Es gefällt mir, ich bin neugierig auf andere Wege. Jedenfalls hatte ich mir Feldwege ausgesucht, die nicht nur schneebedeckt, sondern stellenweise auch spiegelglatt vereist waren. Der Einfachheit halter bin ich dann zwar auf das Feld und den Tiefschnee ausgewichen, aber nachdem ich zweimal in meiner Unaufmerksamkeit ob des Weges so weggerutscht bin, dass ich dachte, jetzt fatzt gleich ein Band, bin ich dann schließlich doch auf die freigeräumten und mit Salz bombardierten Radwege ausgewichen. Und so bin ich das erste Mal zu Fuß in den benachbarten nicht in Richtung Stadt liegende Ort gelaufen,…
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Mut. Immer.
Zur Zeit sind manche Läufe für mich Orientierungsläufe. Obwohl, das stimmt nicht ganz, denn ich laufe „nur“ hinterher, werde geführt, muss den Weg also gar nicht kennen, nicht entscheiden, ob ich an jener Kreuzung links oder an jener Gabelung bergauf oder bergrunter laufe. Und genau das ist es, was mich eigentlich gerne mal stresst, nicht zu wissen, wohin es geht, über was für Wege, ob es Anstiege gibt, wie lang die Strecke sein wird, wie schnell wir laufen werden. Inzwischen aber habe ich es geschafft, diese Anspannung abzulegen und empfinde es sogar als angenehm, also nicht immer, aber doch ab und an, und ich bekomme Sicherheit in das, was ich…