Marie bloggt

  • Asche malt Feuer

    Jeden Morgen laufe ich an einem brennenden Mann vorbei. Er steht da und gibt seine Flammen in den Himmel ab. Es gibt Tage, da flackert sein Feuer ganz klein. Dann puste ich hinein. Ich fülle meinen Mund mit Luft und blase den letzten Atem meiner Lungen in seine Glut, die dann hell auflodert und mir das Gesicht wärmt. Ein einziges Mal habe ich an einem solchen Tag ein kleines Kännchen Benzin in die Flammen gegossen. Es gab eine Stichflamme bis hoch über das Haus hinaus, die mir meine Wimpern versengte. An diesem Tag hatte ich bei allem, was ich ansah eine Flamme in meinen Blick und ich hatte Angst, Sachen…

  • Wenn die Welt einmal untergehen sollte, dann ziehe ich nach Wien …

    Fast das ganze letzte halbe Jahr bin ich alleine durch die Gegend gerannt, um nun wiederum ganz alleine inmitten zehntausender Menschen am Start vom Vienna-City-Marathon zu stehen. Ein wirklich sehr krasser Gegensatz. Es ist saukalt, als ich in meinem Startblock stehe, 6°C vielleicht, dazu ein wirklich mieser unangenehmer Wind. Im Radio haben sie vorhin von Windgeschwindigkeiten von bis zu 70 km/h gesprochen. Alle frieren und bibbern vor sich hin, ich auch. Neben mir steht ein Franzose mit einem T-Shirt vom Iron Man Hawai. Ich nehme ihm es ab, dass er tatsächlich dort war, er sieht danach aus. Ich bin nervös. Das zurückliegende Laufjahr war ein ätzendes Jahr, zumindest was den…

  • Stairway to heaven

    Wenn es in mir laut ist, laufe ich dorthin, wo es leise ist, also in den Wald, ans Wasser. Der Plan für heute war zwar ursprünglich ein anderer gewesen, aber egal. Und doch fängt mir nach einer Weile, eigentlich ganz bald schon, das äußere Gegenstück zu meiner inneren Aufruhr zu fehlen. Die Stille, das Vogelgezwitscher, meine eigenen gleichmäßigen irgendwie einschläfernden Schrittgeräusche auf dem Kiesweg nerven mich. Heute wäre ich in der richtigen Verfassung, einen Lauf durch die Schwäbische-Alb-Stuttgart-21-Tunnelbaustelle bei Baubetrieb zu machen, um am anderen Ende der Röhre dann hoffentlich tiefenenstpannt ausgespuckt zu werden. Um meinen Kopf zum Schweigen oder wenigstens zum Anhalten zu bringen, krame ich mein Handy aus…

  • Grabrede

      Nachts sind ihre Körper besonders laut, es scheint als brauchen sie die Dunkelheit, um in meinem Kopf aufzuwachen. Vielleicht schallt es aber am Tage auch einfach nur zu laut um mich herum und in mir drin sowieso. Mit aller Kraft werfen sie sich an meine Schädeldecke, nehmen Anlauf und versuchen den Knochen zu durchbrechen oder das Trommelfell zu zerschreien. Manchmal sind es ganz viele auf einmal und ich werde ganz wirr davon. Es ist wie inmitten eines Bienenschwarms, in dem man das einzelne Summen nicht mehr orten kann. Alle auf einmal wollen sie zu mir, wollen, dass ich sie erhöre, sie wahrnehme, die Arme um sie schmiege und ihren…