Marie bloggt
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Brooklyn Bridge is everywhere
Endlich laufe ich über diese Brücke, sie wird mich verändern, das kann ich schon bei den ersten Schritten spüren, durch sie werde ich zu einem Marathoni, endlich, es wird Zeit. Das ist, was noch fehlt. Seit ich mit dem Laufen angefangen habe, träume ich davon, dass meine Füße mich darüber tragen und mir somit der Ritterschlag zuerteilt wird. Irgendwo im hinteren Drittel bin ich gestartet und seitdem laufe ich wie in Trance gegen den kalten Wind an, der die Regentropfen waagerecht durch die Luft wirft und meinen Puls in die Höhe treibt. Um mich sind so viele Menschen, sie flankieren die Seiten, jubeln, schreien, winken, ich schaue um mich, sauge…
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Doppelschlag
Als ich das Eintauchen des Blattes im Wasser höre, ist er auch schon neben mir und mit dem nächsten Mal Durchziehen bereits hat er mich überholt und ich kann ihm direkt ins Gesicht sehen. Man sitzt rückwärts beim Rudern, schon klar, aber wie kann man ein Ziel erreichen, wenn man es nicht vor sich sieht und seine Entfernung nicht abschätzen kann? Die Gefahr ist groß, dass einem die Kraft ausgeht, weil man zu früh losspurtet und alles gibt, und man es deshalb gar nicht mehr bis über die Linie schaffen wird, oder aber dass man mit Karacho hineindonnert und mit Übermut und Überschuß das eigentlich Bestreben mit der Ankunft zerstört.…
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Keine Buchstaben für mich
Ein anderer Läufer überholt mich. Schon eine ganze Weile hatte ich seine Schritte hinter mir gehört, hatte mich extra am rechten Rand des Weges gehalten, damit er besser an mir vorbeikommt. Der Weg ist schmal. Kurz hinter mir sind seine Schritte dann schneller geworden, er zieht an mir vorbei. Als er ein paar Meter vor mir ist, lese ich auf der Rückenansicht seines roten T-Shirts „Ich laufe für …“. „Punktpunktpunkt?“, denke ich, „das geht ja wohl gar nicht“. Kurz überlege ich, ob ich ihm nachlaufen soll, das Ziehen im Knie ignorieren, vielleicht steht ja auf der Vorderseite seines Shirts, für was er läuft. Vielleicht vervollständigt sich dort der bedeutungsschwangere Halbsatz…
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Gesichterbildner
Besondere Worte nehmen Anlauf, Weicher Gesang mildert die Einöde des Mannes. Biegsames Vorhandensein, Auf der Suche nach Bestehen. Er zwängt sich durch die Öffnung, Ertrinkt er in der Zuflucht Und schnappt er nach Luft. Es war eine schöne Lesung gestern. Danke an Marco Kerler.
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Geschichten wollen erzählt werden
Im November diesen Jahres fand zum 4. Mal die „BuchBerlin“ statt. Da ab diesem Jahr künftig zu jeder Messe eine Anthologie erscheinen soll, wurde im Vorfeld ein Kurzgeschichtenwettbewerb ausgeschrieben. Meine Geschichte „Ein leiser Kuss“ wurde ausgewählt, ich freue mich sehr darüber.