Zu sich selbst
Vor einigen Wochen habe ich mich zur Ultimate Challenge 2019 angemeldet. Aus einer Laune heraus, weil ich die Idee spontan super fand, die dahinter stand.
Die aktuelle Ultimate Challenge beginnt an einem bestimmten Tag, in diesem Fall der 01.Oktober 2019, also heute. Ab da hat man bis zum 31.12. 2019, 0 Uhr, Zeit, Kilometer zu Fuß zu sammeln. Und dabei ist es egal, ob man die Strecken rennt, läuft, wandert oder gemütlich spaziert. Will man die Challenge schaffen, sollten das im Idealfall mindestens 1.000 Kilometer in diesen 92 Tagen sein.
250 Leute haben sich, wie ich, dazu angemeldet. Vor allem geht es dabei darum, mehr draußen zu sein, aus gewohnten Mustern auszubrechen und den Schweinehund zu überwinden, was in Gemeinschaft ja bekanntlich deutlich einfacher ist. Wenn alle ihre 1.000 Kilometer schaffen, käme eine Strecke von 250.000 Kilometern zustande. Irre.
Wer sich für diese Challenge oder für andere außergewöhnliche Wander-/Laufevents interessiert, der sollte sich die Website der Meldeläufer anschauen: www.meldelaeufer.de . Kann ich nur empfehlen.
Hier werde ich nun davon berichten, wie es mir mit der Ultimate Challenge ergehen wird. Denn ich bin ehrlich, ich lasse mich schnell begeistern, aber mir fehlt durchaus auch mal der Ehrgeiz, so etwas bis zum Ende durchzuziehen. Beim Laufen ist es so, dass der Großteil der Läufer in meinem Umfeld mittlerweile Marathon oder sogar Ultras laufen, ich selbst aber noch nie über die einundzwanzig Kilometer eines Halbmarathons hinaus gekommen bin. Deshalb wird es spannend.
Ultimate Challenge 2019 Tag 1
Morgens, 5:45h: Nachts ist Nachbarskatze grau
Um Mitternacht mit der Challenge zu starten, wie es einige gemacht haben, war für mich keine ernsthafte Überlegung wert, aber heute Morgen ganz früh, da möchte ich dann wenigstens den ersten kleinen Kilometer einsammeln. Ich spaziere also in Büroklamotten eine Runde durch mein Wohnviertel. Beim Sportplatz begegne ich einer Katze, von der ich, weil sie schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte, angenommen hatte, dass sie nicht mehr lebt. Wir zwinkern uns zu, ich rufe ihr „Bis morgen“ hinterher.
Früher Nachmittag: Im Land der Indianerbäume
Zurück vom Büro, mache ich mir noch einen Kaffee, krame dann meinen Rucksack hervor, stopfe eine Regenjacke, einen Regenschirm, einen Apfel und eine Trinkflasche rein, hole meine Trailschuhe aus dem Keller und marschiere los in Richtung Wald. Irgendwie fühle ich mich eher gehetzt, als ausgeglichen, als würde ich einfach nur die Kilometer einsacken wollen und gut ist. Es fühlt sich falsch an, aber manchmal ist das eben so. Im Wald angekommen, biege ich auf einen kleinen Trampelpfad ab, eine Weile höre ich noch die Motorsägen der Waldarbeiter, dann wird es still, meine Schritte werden langsamer und mein Atmen gleichmäßiger. Als ich aufschaue, bin ich umringt von Indianerbäumen in Kriegsbemalung.M Merkwürdig, dass sie mir noch nie aufgefallen waren. Vor dem größten Indianerbaum bleibe ich stehen und frage ihn, zu welchem Stamm er denn gehöre. Er zuckt mit den Ästen, scheint mich nicht zu verstehen. Ich zeige auf die gelben Ringe, die ganz um seinen Oberkörper herum gemalt sind. „Schön“, sag ich, „sieht gut aus“ und hebe meinen Daumen. Bunte Blätter rieseln auf meinen Kopf und die Horde der Indianer bricht in Indianergeheul aus.
Als ich nach guten 10 Kilometern wieder Zuhause ankomme, stelle ich meinen Rucksack auf die Bank im Flur, genau da werde ich ihn in den nächsten Wochen stehen lassen. Ich werde ihn nicht in den Keller räumen.