Flügel hast du
Ende des vergangengen Jahres habe ich einen Stift geschenkt bekommen, eine Colani-Feder, einen Kugelschreiber, entworfen von Luigi Colani, jenem Designer, der sich die schöpferische Kraft der Natur zum Vorbild nimmt und Konturen und Macharten in seine eigene Formensprache übersetzt. Für mich ist dieser Kugelschreiber besonders, sehr besonders sogar. Zum einen finde ich ihn einfach nur schön, also ich sitze gerne da und schaue ihn mir an. Seine Körperform ist gefällig, in sich stimmig und wie alles, das seinen Ausdruck gefunden hat, ist er somit eine Wohltat für die Augen. Zum anderen mag ich es, ihn zu berühren, fahre seine Form nach, die die Bewegung gleichermaßen zu beschleunigen und zu verlangsamen vermag, und dann natürlich schreibe oder zeichne ich auch gerne mit ihm. Von Hand zu schreiben ist eine für mich fast schon sinnliche Erfahrung. Ich liebe es, einen schönen Stift zu halten. Erstmal, wenn er neu ist und wir uns aneinander gewöhnen müssen, mit ihm herumzukritzeln, herauszufinden, was in ihm steckt, was er bereit ist, mir von sich zu anzuvertrauen und zu erfühlen, ob er sich mir hingeben und sich mir ausliefern mag. Und „schön“ das bedeutet, dass der Stift gut in meiner Hand liegen muss, dass sein Material angenehm ist, dass er nicht zu leicht sein darf und auch nicht zu schwer, dass sein Schwerpunkt gut gewählt sein muss, vor allem aber, dass seine Feder oder seine Mine, je nachdem, sich führen lässt als wolle sie niemals aufhören, ihre Tinte zu Papier zu bringen, ohne zu klecksen oder zu schmieren, ohne sich festzuhaken und mich zu Pausen zu zwingen, die ich nicht machen mag, nicht in diesem Moment jedenfalls, erst später vielleicht. Es ist nicht so, dass der Stift mir gehorchen muss, er darf sein, wie er ist, darf sich selbst einbringen, aber er darf keine Angst davor haben, eins zu werden mit meinen Bildern und meinen Worten, das ist das Entscheidende, dann erst passen wir wirklich zueinander.
Meine Colani-Feder kann all dies und meine Hand wird leicht, wenn ich sie halte. Eines jedoch kann sie nicht, sie lässt sich nicht zwischen den Fingern drehen, das mache ich nämlich gerne mal mit Kugelschreibern, ich dreh‘ sie, wenn ich nachdenke, ein Wort suche, vielleicht damit sich auch meine Gedanken drehen und ihre Position und damit ihre Sichtweise wechseln. Aber dass ich das mit der Colani-Feder ob ihrer Form nicht machen kann, das ist nicht schlimm, denn mit ihr in der Hand können meine Sinne aufsteigen und fliegen.
Colani-Feder, Messmer GmbH, D1-Mine blau
Ein Kommentar
Önder
Hi,
ich bin ein leidenschaftlicher Stifte Sammler! Egal ob Kugelschreiber, Füller oder Bleistifte. Der Stift muß außergewöhnlich oder besonders sein. Wichtig; Es darf meinen finanziellen Möglichkeiten nicht überschreiten.
Wo kann ich den oben von Ihnen beschriebenen Colani-Kuli erwerben? Gibt es den in anderen Farben?
Vielen Dank für die Infos im vorraus.
Grüße aus Mannheim